SEXUELLE GEWALT UND IHRE FOLGEN

WAS DU WISSEN SOLLTEST

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Gewalt ist ein ernstes Problem in unserer Gesellschaft. Sexuelle und sexualisierte Gewalt sind besonders schwere Formen davon, weil sie nicht nur den Körper verletzen, sondern auch dazu dienen, Macht über andere auszuüben und sie zu kontrollieren. In Österreich erlebt etwa jede dritte Frau* in ihrem Leben körperliche und sexuelle Gewalt. Am häufigsten passiert Gewalt in der Familie: 90 Prozent aller Gewalttaten werden nach Schätzungen der Polizei in der Familie und im sozialen Nahraum ausgeübt. Die Dunkelziffer ist dabei sehr hoch. Selbstverständlich ist auch Gewalt in der Familie strafbar.

WELCHE FORMEN VON GEWALT GIBT ES?

Die Formen von körperlicher Gewalt sind vielfältig: Schläge, Stöße, Tritte, Haare reißen, Verbrennen, Prügeln mit Gegenständen bis hin zum Totschlag.

Sexualisierte Gewalt liegt vor, wenn einer Frau* sexuelle Handlungen aufgezwungen oder aufgedrängt werden. Dazu zählen erzwungene vaginale, orale oder anale Penetration sowie der Zwang zu anderen sexuellen Aktivitäten. Auch das Aufzwingen, pornographisches Material gegen den eigenen Willen anzusehen, fällt unter sexuellen Missbrauch.

Bei psychischer Gewalt sind Frauen* wiederholt verbalen und emotionalen Misshandlungen oder anderem seelischen Druck ausgesetzt, wie zum Beispiel Beschimpfungen, Demütigungen, Bedrohungen und Beleidigungen, die sich auf ihr Äußeres oder ihren Charakter beziehen, sowie öffentliches Lächerlichmachen. Folgen davon sind die Zerstörung des Selbstwertgefühls und der psychischen Gesundheit. Stalking ist auch eine Form der psychischen Gewalt. Stalking bezeichnet das bewusste und wiederholte Erzwingen von Kontakt zu einer Person gegen deren Willen und mit verschiedenen Mitteln. Das könnten zum Beispiel Telefon-, SMS- oder Mail-Terror sein, unerwünschte Geschenke, den Kontakt mit Freund:innen der Person aufzunehmen, zu verfolgen oder abzupassen.

Strukturelle Gewalt umfasst alle ungleichen Machtverhältnisse in einer Gesellschaft, die zu ungleichen Lebenschancen führen. Sie ist erkennbar in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen, Rollenzuschreibungen und Mustern, meist zum Nachteil von Frauen*. Beispiele dafür wären unter anderem, wenn andere Personen dir ganz alltägliche Dinge verbieten oder deine sozialen Kontakte streng kontrollieren.

Ökonomische Gewalt ist der psychischen Gewalt zuzuordnen und bedeutet die ungleiche Verfügung über finanzielle Mittel und die Ausnützung von ökonomischer Überlegenheit. Also wenn du beispielsweise gezwungen wirst, finanziell von einer anderen Person abhängig zu sein.

Das Internet und Onlinemedien bieten uns tagtäglich viele Vorteile. Gleichzeitig können sie aber missbräuchlich verwendet werden, zum Beispiel zur Überwachung, Verfolgung oder sogar Mobbing. Den Betroffenen ist oft nicht bewusst, wie die Täter:innen an gewisse Informationen gelangt sind.

SEXUELLE GEWALT UND IHRE FOLGEN

Sexuelle Gewalt beschreibt alle sexuellen Handlungen, die einer Person gegen ihren Willen aufgedrängt oder aufgezwungen werden. Manche Formen sind im Sexualstrafrecht geregelt. Das sind etwa geschlechtliche Nötigung, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch oder sexuelle Belästigung. Es gibt aber auch viele andere Formen, wie sexistische Bemerkungen, Blicke, ungewollte Berührungen, Zwangsprostitution oder Drohungen. Während sich sexuelle Gewalt inhaltlich auf den sexuellen Aspekt bezieht, spricht man von sexualisierter Gewalt, wenn die Sexualität als Instrument zur Machtausübung genutzt wird.

Bei sexueller Gewalt handelt es sich immer um eine Menschenrechtsverletzung. Sie beeinflusst unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit. Bei vielen Betroffenen treten nach dem Erlebnis Scham und ein Schuldgefühl auf. Sie machen sich selbst Vorwürfe und holen sich keine Hilfe. Eine Vergewaltigung etwa ist oft mit dem Erleben von starker Angst verbunden. Sie gilt auch als eine der schwersten Formen von Traumatisierung. Ist der Täter bekannt, ist das zusätzlich ein schwerer Vertrauensbruch.

SPEZIELLE FORMEN VON SEXUELLER GEWALT

Es gibt viele Formen von sexueller Gewalt. Wir haben ein paar aufgezählt, andere Beispiele findest du auch hier.

Als weibliche Genitalverstümmelung (englisch: „Female Genital Mutilation / Cutting“, kurz FGM/C) wird das unfreiwillige, gänzliche oder teilweise Entfernen der weiblichen Geschlechtsteile bezeichnet. Es werden also oft die Vorhaut, die Klitorisspitze sowie die inneren und äußeren Vulvalippen weggeschnitten. Betroffen sind Personen mit weiblichen primären Geschlechtsorganen. In Österreich ist FGM verboten. Durch den Eingriff können schwere gesundheitliche Folgen wie Harnwegsinfektionen, gynäkologische Probleme oder Ansammlungen von Eiter im Gewebe (Abszesse) auftreten. Zusätzlich kann es zu Unfruchtbarkeit und psychischen Problemen, wie Trauma oder Depressionen kommen. Der Eingriff findet meist ohne Betäubung an jungen Mädchen zwischen 6 und 13 Jahren statt. Am häufigsten wird FGM in afrikanischen Ländern durchgeführt, es passiert aber in allen Kontinenten – auch in Europa. FMG wird in manchen Kulturen durch Tradition oder Religion begründet. Weltweit gibt es jedoch keine Religion, die FMG empfiehlt. Weltweit sind bis heute etwa 200 Millionen Mädchen und Frauen betroffen. Die FGM/C-Koordinationsstelle bietet österreichweit Beratung und Unterstützung zum Thema.

Frauen* werden gegen ihren Willen aus ihrem Heimatland gelockt, um in einem anderen Land zur Prostitution oder anderen Tätigkeiten gezwungen zu werden. Mädchen*handel ist überall auf der Welt verbreitet. Meistens sind die jungen Frauen* aus Osteuropa, Afrika, Südost-Asien, dem Baltikum oder Lateinamerika. Familien in diesen Ländern sind oft sehr arm. Ihnen werden Bildung und Wohlstand für ihre Kinder versprochen. Doch diese erleben das genaue Gegenteil: Sklaverei und oft auch Prostitution. Jährlich betrifft das etwa 500 000 bis 2 Millionen Menschen. Es sind auch Burschen* betroffen, 80% sind jedoch Frauen*.

Der Begriff Sexting meint das Verschicken und Tauschen von eigenen Nacktbildern und erotischen Videos über digitale Medien. Die Bilder werden im Vertrauen geschickt, dass nur diese eine Person sie zu Gesicht bekommt. Gehen Beziehungen oder Freundschaften in die Brüche, fallen allerdings auch oft die Hemmungen, die Aufnahmen weiterzuschicken. Ein Foto oder Video gilt als pornografisch, wenn primäre Geschlechtsorgane (Vulva oder Penis) zu sehen sind oder eine geschlechtliche Handlung (Sex, Selbstbefriedigung) gezeigt wird. Nacktheit alleine gilt im Normalfall also nicht als pornografisch. Grundsätzlich ist das Besitzen und Verbreiten von pornografischen Aufnahmen von Personen unter 18 Jahren verboten. Sexting-Aufnahmen ohne Zustimmung der Absender:innen weiterzuleiten, ist eine Form von sexualisierter Gewalt. Für Jugendliche gibt es jedoch Ausnahmen: Sind sie über 14 Jahre alt, dürfen sie sich im Einverständnis gegenseitig Aufnahmen schicken.

  • Was ist Safer Sexting? Solltest du selbst vorhaben, Nacktbilder zu versenden, achte darauf, dass du selbst nicht zu erkennen bist. Dazu kannst du zum Beispiel dein Gesicht verdecken. Außerdem solltest du die Fotos nicht im Internet abspeichern, sondern eher auf einer externen Festplatte oder einem USB-Stick. Damit es nach einer Trennung gar nicht zum Vertrauensbruch kommen kann, solltet ihr die Fotos regelmäßig von euren Geräten löschen. Außerdem gilt, dass sowohl du als auch dein:e Partner:in das Sexting wollen. Es ist zwar erlaubt, einer anderen Person Nudes von dir zu schicken, aber trotzdem solltest du dir das gut überlegen.
  • Was kann ich tun, wenn ich betroffen bin? Du bist unter 18 und es kursiert ein Nacktbild von dir im Netz? Dann kannst du rechtliche Schritte einleiten. Wenn du herabwürdigend oder bloßstellend abgebildet bist, greift auch für alle das „Recht am eigenen Bild“ – auch hier gibt es rechtliche Folgen. Falls du unangemessene Bilder von dir findest, melde sie sofort und fordere die Seiteninhaber:innen zur Löschung auf. Du kannst dir auch Hilfe bei der „Internet Ombudsstelle“ holen oder „Take it Down“ verwenden. Wenn du im Internet auf sexuelle Missbrauchsdarstellungen stößt, kannst du sie anonym unter www.stopline.at melden.
  • Mehr Infos findest du hier

AN WEN KANN ICH MICH WENDEN?

Seit 2019 gibt es mit der BAFÖ-Frauenberatung in jedem Bundesland in Österreich eine spezialisierte Anlauf- und Beratungsstelle für Frauen* und Mädchen*, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Rund um die Uhr kannst du auch die Frauenhelpline gegen Gewalt unter 0800 222 555 erreichen. In der Steiermark kannst du dich auch an das Gewaltschutzzentrum, an die Beratungsstelle TARA, das Frauenhaus und dessen Verein melden.

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Kennst du schon „Luisa ist da“? Hier geht es vor allem darum, dich vor sexualisierter Gewalt im Nachtleben zu schützen. Mehr dazu erzählt dir Ilona von der Frauen- und Mädchenberatungsstelle Innova in diesem Reel.

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SEXUALISIERTE GEWALT

In diesem Video von Rat auf Draht geht es um “Sextortion”. Damit ist eine Art von Erpressung gemeint, wo dem Opfer damit gedroht wird, Nacktfotos oder –videos von ihm oder ihr zu veröffentlichen. Um das zu verhindern, werden Opfer dann dazu aufgefordert, hohe Summen Geld zu bezahlen. Sogar Europol hat eine eigene Informationskampagne darüber gestartet, weil Sextortion sich so schnell verbreitet und wirklich ein ernstes Problem ist. Also pass gut auf, mit wem du im Internet schreibst und was du von dir preisgibst. Wenn du Hilfe brauchst, wende dich an eine Vertrauensperson, die Polizei oder andere Fachstellen. Zum Beispiel der HelpCh@at. oder die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs.

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NA LOGO! PODCAST

Der Podcast „NA LOGO!“, von der steirischen Jugendinfo LOGO jugendmanagement, behandelt Themen, die für junge Menschen wichtig sind: Sam und Celine reden über Tattoos und Piercings, Liebe, Feminismus, Politik und vieles mehr.

Diese Folge dreht sich um das Projekt „Luisa ist da“: Ein Präventionsprojekt, das dich vor sexueller Belästigung und sexueller Gewalt im Nachtleben schützen soll. Sam spricht dazu mit Ina Mastnak, von der Beratungsstelle Tara für Mädchen und Frauen, die von sexueller Gewalt betroffen sind.

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